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ENTZAUBERUNG

(2016-2017)

An „Nicht-Orten“ überbrücken Kaugummiautomaten die Kluft zwischen der Magie der Kindertage und der Entzauberung der Realität.

In Deutschland investieren Kinder ihr erstes Taschengeld in Süßigkeiten und Habseligkeiten aus einem der 800.000 Kaugummiautomaten an Hauswänden und Gartenzäunen. Für zehn bis fünfzig Cent erhalten sie gespenstische Kaugummi-Augäpfel mit fruchtigem Erdbeergeschmack, in Kapseln verpackte, kleine Spielsachen, glitzernden Schmuck oder glitschige Monster. Diese sind ein Inbegriff für Kindheitserinnerungen.

Als Erwachsener sieht man eher die billigen, schäbigen Standorte, an denen die Automaten hängen - Durchgangsstationen. Der französische Anthropologe Marc Augé prägte den Begriff "Nicht-Orte" für monofunktionale Bereiche, denen eine eigene Geschichte, Beziehung und Identität fehlen. Fast hat es den Anschein, als seien Kaugummiautomaten Indikatoren solcher Nicht-Orte.

Die Serie „Entzauberung“ lebt von dem Kontrast zwischen den Aufnahmen der Objekte aus den Kaugummiautomaten und den Aufnahmen der "Nicht-Orte", an denen diese zu finden sind. Konzeptuell entfaltet sich eine Topografie der verlorenen Kindheit. Die kindlichen Schätze – vor schwarzem Hintergrund aufgenommen – werden in starker Stilisierung und popartiger Überhöhung gezeigt. Die Verkaufsautomaten – durch Spotbeleuchtung hervorgehoben – verbleiben in ihrer zwielichtigen „Nicht-Ort“-Umgebung. So umkreist die Serie die Kluft zwischen der Magie der Kindertage und der Entzauberung der Realität.

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