ECKART BARTNIK
ZYTOGALAXIEN
(2023)

























ZYTOGALAXIEN
Weder das Hubble- noch das Webb-Space Teleskop haben derartige Bilder zu uns gefunkt. Diese Bilder zeigen keine Sternencluster, Planetensysteme, Gasnebel, Staubwolken oder Dunkle Materie. Und es sind keine Blicke in astronomische Tiefen des Weltalls, sondern Einblicke in mikroskopische Dimensionen unseres Körpers, seiner Gewebe und Zellen. Molekularbiologische Techniken, gepaart mit Bioinformatik, konfrontieren uns mit einer unglaublichen Flut von Daten. Umfang und Komplexität dieser Daten bedingen, dass wir sie nur interpretieren können, wenn wir ihre Komplexität reduzieren und visuell darstellen.
Die Bilder zeigen Punktwolken, in denen jeder Punkt für eine Zelle steht. Jede Zelle wird dabei durch Tausende ihrer Boten-RNA (mRNA) Sequenzen repräsentiert. Dimensionsreduzierende, statistische Clustering-Algorithmen wie tSNE (t-distributed stochastic neighbor embedding) oder UMAP (Uniform Manifold Approximation and Projection) analysieren anhand dieser Sequenzen, welche Zellen welche Gene ablesen und als Proteine synthetisieren. Dies bestimmt die Funktion der Zellen und Zellen mit ähnlichen Genexpressionsmustern werden als Punktwolken mit einer bestimmten Farbe dargestellt. Die Anordnung von mehreren Punktwolken zeigt die Komplexität eines Gewebes.
Es werden Formen und Farben sichtbar, die in die uns umgebende Unendlichkeit entführen, tatsächlich aber uns selbst widerspiegeln. Die biologische Datenflut transformiert in ein sinnliches Assoziationsfeld in dem der Mikro- mit dem Makrokosmos verschmilzt.